Rente im Reformstau: Wie Betriebe Zukunft sichern

Die Debatte um die gesetzliche Rente kocht wieder hoch.

Mit dem Rentenpaket 2025, Forderungen nach einer Rente mit 70 und neuen Ideen wie dem „Boomer-Soli“ oder einer Frühstartrente wird einmal mehr klar: Das System steht stark unter Druck.

Gerade für kommende Generationen wird Altersvorsorge zu einer zentralen Frage. Betriebe, die hier unterstützen, können nicht nur ihre Mitarbeitenden langfristig begleiten, sondern auch im Arbeitsmarkt punkten. Das heißt: die Rente der Belegschaft ist nun auch für Unternehmen ein relevantes Thema und wird ein wachsender Faktor für die Mitarbeitergewinnung, – Bindung und die allgemeine Attraktivität als Arbeitgeber sein, um die kontinuierliche Sicherung an ausreichenden Fachkräften gewährleisten zu können.

Inhaltsverzeichnis

1. Das deutsche Rentensystem – aktueller Stand

Das Thema der bröckelnden Rente ist nicht neu und tatsächlich passiert auch in Teilen bereits was, daher schauen wir uns erst einmal den aktuellen Stand und die letzten Neuerungen an: 

 

 

  • Die gesetzliche Rente basiert weiterhin auf dem Umlageverfahren: Erwerbstätige finanzieren mit ihren Beiträgen die heutigen Renten.
  • Das System gerät durch den demografischen Wandel unter Druck: Weniger Beitragszahler finanzieren immer mehr Rentner*innen, die im Schnitt länger leben.
  • Heute leben rund 25 % der Rentner*innen von weniger als 1.300 € im Monat – Altersarmut ist Realität.
  • Schon jetzt fließen jährlich über 120 Mrd. € Steuergelder in die Rentenkassen – fast ein Drittel des Bundeshaushalts.

2. Rentenpaket 2025 – was beschlossen wurde

Die Bundesregierung hat im August 2025 das Rentenpaket 2025 verabschiedet.

Zentrale Punkte:

  • Stabilisierung des Rentenniveaus: Bis 2031 bleibt es bei mindestens 48 %.
  • Mütterrente III: Erweiterung der Kindererziehungszeit auf insgesamt drei Jahre für vor 1992 geborene Kinder. Etwa 10 Mio. Menschen profitieren.
  • Weiterarbeit im Alter: Aufhebung des Anschlussverbots → ältere Mitarbeitende können auch nach der Regelaltersgrenze einfacher wieder beim alten Arbeitgeber beschäftigt werden.

 

Finanziert werden die Maßnahmen aus Steuermitteln, sodass die Beiträge bis 2027 stabil bei 18,6% bleiben. Ab 2030 wird jedoch mit einem Anstieg auf über 21% gerechnet.

Bedeutung für Unternehmen: Planungssicherheit beim Rentenniveau und die Möglichkeit, erfahrene Mitarbeitende länger einzubinden.

3. Offene Reformbaustellen und Ideen

Trotz der Reform bleiben viele Probleme bestehen. Es sind aber noch weitere Vorschläge in der Diskussion:

  • Rente mit 70: Teile der CDU fordern längere Lebensarbeitszeiten, gekoppelt an die steigende Lebenserwartung. Gewerkschaften und Sozialverbände lehnen dies strikt ab.
  • Boomer-Soli (DIW): 10 % Solidaritäts-Sonderabgabe auf Alterseinkünfte über 1.000 €/Monat, um jüngere Generationen zu entlasten und Altersarmut zu verringern.
  • Frühstartrente (ab 2026 geplant): Staatliches Vorsorgedepot für Kinder und Jugendliche, das ab 18 privat weitergeführt werden kann.
  • Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten: SPD und Sozialverbände fordern, dass künftig alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen – ähnlich wie in Österreich.

 

Ohne zusätzliche Einnahmen oder längere Erwerbszeiten wird das System unter Druck bleiben. Wir sehen trotz der Neuerungen also weiterhin eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Die Haltelinie sichert das Niveau nur bis 2031, die Mütterrente verbessert zwar Gerechtigkeit, und die erleichterte Weiterarbeit ist ein Schritt in die richtige Richtung – doch an der grundsätzlichen Finanzierungsfrage ändert das alles wenig.

4. Blick über die Grenze – was andere Länder besser machen

Andere Länder stehen vor denselben Herausforderungen wie Deutschland – demografischer Wandel, steigende Lebenserwartung, wachsende Kosten. Doch sie haben unterschiedliche Wege gefunden, ihr Rentensystem stabiler und oft auch gerechter zu gestalten. Ein Blick über die Grenze zeigt, welche Modelle funktionieren und welche Impulse sich auch für die deutsche Debatte ableiten lassen.

Österreich

  • Alle zahlen ein – auch Beamte und Selbstständige.
  • Nach 45 Beitragsjahren gibt es 80 % des Lebensdurchschnittseinkommens

Frankreich

  • Basisrente plus obligatorische Zusatzversorgung Agirc-Arrco, sozial großzügig, aber kostenintensiv

Dänemark

  • Drei-Säulen-System (Grundrente, Betriebsrente, private Vorsorge) mit hohen Ersatzraten (~72%)

Norwegen

  • Flexible Altersgrenzen: Renteneintritt ab 62 flexibel wählbar, automatische Anpassung an die Lebenserwartung
  • Breite Kapitaldeckung durch den Staatsfonds

Stabilität und soziale Sicherheit lassen sich auf unterschiedlichen Wegen erreichen, die auch für Unternehmen interessante Ideen liefern, wie flexible Übergänge oder kombinierte Vorsorgemodelle.

5. Arbeitgeber am Zug – konkrete Hebel für die Praxis

Der Blick nach Europa zeigt: Rente kann auch anders funktionieren – gerechter, stabiler, planbarer. In Deutschland bleiben viele Fragen aber ungelöst. Und genau das bewegt die Generationen, die heute und morgen auf dem Arbeitsmarkt stehen.

Für Unternehmen steckt darin eine echte Chance: Wer das Thema Rente ernst nimmt und klar zeigt „Bei uns musst du dir um deine Zukunft keine Sorgen machen“, hebt sich im Wettbewerb um Fachkräfte spürbar ab.

Ganz praktisch können Arbeitgeber an mehreren Punkten ansetzen:

  • Betriebliche Altersvorsorge (bAV) verständlich gestalten: Die bAV wird von vielen Unternehmen angeboten. Oft wissen Mitarbeitende jedoch gar nicht, welche Möglichkeiten sie haben, oder sie müssen sich mühsam selbst durch Unterlagen kämpfen. Das Ergebnis: geringe Nutzung. Dabei ist die bAV ein starkes Argument – wenn sie klar erklärt, proaktiv beworben und leicht zugänglich gemacht wird. Hier gilt: weniger Bürokratiedeutsch, mehr konkrete Beispiele und einfache Abläufe.
  • Flexible Weiterarbeit im Alter ermöglichen: Die Aufhebung des Anschlussverbots macht es einfacher, Beschäftigte auch nach der Regelaltersgrenze weiter einzubinden. Aber: Es geht nicht darum, Menschen kurz vor der Rente noch „festzuhalten“. Vielmehr soll es eine echte Option für diejenigen sein, die sich fit fühlen und Lust haben, ihr Wissen weiterzugeben. Modelle wie Teilzeit, projektbezogene Einsätze oder Mentor*innen-Rollen zeigen, dass Unternehmen ihre Erfahrung schätzen – ohne Druck, sondern auf Basis von Freiwilligkeit und gegenseitigem Interesse.
  • Transparenz schaffen: Viele Mitarbeitende kennen ihre Rentenansprüche nicht. Informationsangebote und Renten-Workshops können Vertrauen schaffen.
  • Zusatz-Benefits prüfen: Finanzielle Benefits wie private Vorsorgezuschüsse, Zeitwertkonten oder Lebensarbeitszeitkonten stärken die Bindung und senken das Risiko von Altersarmut.

6. Was können Mitarbeitende selbst tun?

Auch Beschäftigte können und sollten selbst vorsorgen. Unternehmen können dabei unterstützend wirken:

  • Renteninformation prüfen: Die jährliche Rentenübersicht gibt Auskunft über den aktuellen Stand. Wer sie genau liest, erkennt frühzeitig Lücken und kann gegensteuern.

  • Private Vorsorge nutzen: Es war noch nie so einfach wie heute, über verschiedene Wege vorzusorgen – ob durch ETF-Sparpläne, Aktien oder ergänzend über betriebliche Angebote. Wichtig ist, rechtzeitig anzufangen und konsequent dranzubleiben.

  • Längere Erwerbsbiografie: Wer länger arbeitet, sammelt zusätzliche Entgeltpunkte und gleicht mögliche Abschläge aus.

  • Zusatzrenten durch Weiterarbeit: Seit 2023 gibt es keine Hinzuverdienstgrenzen mehr. Arbeit im Rentenalter lohnt sich also deutlich mehr und kann eine wertvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente sein.

Nutzen für Arbeitgeber: Wer hier aktiv informiert und einfache Zugänge schafft, hilft nicht nur bei der Absicherung der Mitarbeitenden, sondern trägt gleichzeitig zur langfristigen Stabilität und Loyalität im Team bei.

Fazit

Das Rentenpaket 2025 bringt kurzfristig Stabilität, löst aber nicht die grundlegenden Probleme. Für Unternehmen bedeutet das: Altersvorsorge und die Unterstützung von Mitarbeitenden bleiben wichtige Aufgaben, insbesondere für jüngere Generationen. Arbeitgeber, die hier Orientierung und Hilfestellung bieten, tragen dazu bei, dass ihre Beschäftigten langfristig abgesichert bleiben und erhöhen damit Arbeitszufriedenheit und Bindung.

Darüber hinaus stärkt ein aktiver Umgang mit dem Thema auch die Außenwahrnehmung: Wer Altersvorsorge sichtbar in seine Personalstrategie integriert, steigert die Attraktivität als Arbeitgeber. Dieses Signal wird im Wettbewerb um neue Mitarbeitende künftig ein immer wichtigerer Vorteil sein.

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