Festangestellte vs. Freelancer: Welche Vor- und Nachteile bringen diese beiden Beschäftigungsformen?

Einleitung

Wer Personalentscheidungen trifft, kennt das Dilemma: Soll ein Projekt mit festangestellten Mitarbeitenden besetzt werden oder ist externe Unterstützung durch Freelancer die bessere Wahl? Beide Modelle versprechen Vorteile, beide bergen Risiken. Für Unternehmen kann die Entscheidung erhebliche Auswirkungen auf Kosten, Flexibilität und die langfristige Entwicklung haben. In diesem Artikel betrachten wir die Unterschiede im Detail und zeigen, welche Faktoren bei der Wahl der passenden Beschäftigungsform wirklich zählen. 

Inhaltsverzeichnis

Überblick: Festanstellung und Freelancing in Deutschland

Festanstellungen sind weiterhin die Regel. Doch die Zahl der Menschen, die unabhängig von einem festen Arbeitgeber arbeiten, wächst. Rund 3,6 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland sind aktuell solo-selbstständig, also ohne eigene Mitarbeitende tätig, berichtet Destatis. Besonders in wissensintensiven Bereichen wie IT, Marketing oder Design hat sich Freelancing etabliert. 

Parallel dazu nutzen Unternehmen externe Expertise immer häufiger als Antwort auf den Fachkräftemangel. Eine aktuelle Studie von WorkGenius zeigt, dass gerade kurzfristige Projekte und Spezialthemen zunehmend an Freelancer vergeben werden. Für Betriebe ist damit klar: Beide Beschäftigungsformen haben ihren festen Platz. Die Herausforderung liegt darin, sie strategisch einzusetzen. 

Vorteile von Festanstellungen für Unternehmen

Festangestellte sorgen für Stabilität und Kontinuität. Sie sind in die Prozesse des Unternehmens eingebunden, was die Zusammenarbeit im Team erleichtert. Wissen bleibt im Unternehmen, kann weitergegeben und langfristig ausgebaut werden. 

Da Festangestellte sich außerdem eher langfristig an ein Unternehmen binden, prägen sie ein Unternehmen und dessen Identität viel signifikanter, als es in einem kurzen Beschäftigungsverhältnis möglich wäre. Über die Jahre kann so also ein starkes Wir-Gefühl entstehen, das nicht nur die Zusammenarbeit erleichtert, sondern auch Motivation und Loyalität fördert. Dieses kulturelle Fundament ist besonders wichtig, wenn es darum geht, Werte und Visionen des Unternehmens nachhaltig zu verankern. 

Ein weiterer Vorteil ist die Planbarkeit. Arbeitgeber wissen, welche Kapazitäten zur Verfügung stehen, und können Budgets entsprechend kalkulieren. Gerade in Branchen mit engem Kund*innenkontakt spielt zudem die Loyalität von Mitarbeitenden eine Rolle. Langjährige Beschäftigte bauen Vertrauen auf, das für die Geschäftsbeziehung entscheidend sein kann. 

Typische Vorteile auf einen Blick: 

  • Planbarkeit von Budgets und Kapazitäten 
  • Kundenbindung durch langjährige Ansprechpersonen 
  • Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu variablen Tagessätzen von durchschnittlich rund 102 EUR pro Stunde bei IT-Freelancern, sobald ein dauerhafter Bedarf besteht 

Nachteile von Festanstellungen

So wertvoll feste Teams für Stabilität und Kultur sind, so klar sind auch die Nachteile. Festangestellte bedeuten für Unternehmen eine langfristige Verpflichtung. Lohnnebenkosten, Urlaubsansprüche und Sozialabgaben summieren sich. Dazu kommen Investitionen in Weiterbildung und Arbeitsmittel. Eine Analyse von Connectly zeigt, dass die Gesamtkosten einer Festanstellung im Jahr oft deutlich über dem reinen Bruttogehalt liegen. 

Ein weiterer Punkt ist die eingeschränkte Flexibilität. Unternehmen müssen auch dann Gehälter zahlen, wenn die Auftragslage schwankt oder bestimmte Projekte wegfallen. Das kann vor allem in kleineren Betrieben schnell zur Belastung werden. Hinzu kommt der zeitliche Aufwand: Recruiting und Onboarding fester Mitarbeitender dauern Monate, bis die neue Person vollständig produktiv ist. 

Darüber hinaus ist der unmittelbare Ergebnissdruck für Festangestellte geringer. Wer einen sicheren Arbeitsvertrag hat, arbeitet zwar nicht automatisch weniger motiviert, aber der Anreiz, dauerhaft Bestleistungen zu bringen, ist nicht so hoch wie bei Freelancer-Aufträgen, die direkt von Kundenzufriedenheit abhängen. 

Herausforderungen auf einen Blick: 

  • Hohe Gesamtkosten durch Nebenkosten und Zusatzaufwände 
  • Geringe Flexibilität bei schwankender Auftragslage 
  • Langer Zeitraum für Recruiting und Onboarding 
  • Weniger Ergebnissdruck im Vergleich zu Freelancern 

Vorteile von Freelancern für Unternehmen

Freelancer bringen auf der anderen Seite eine hohe Flexibilität. Sie können kurzfristig für Projekte engagiert werden, ohne langfristige Verpflichtungen. Unternehmen profitieren so von schneller Verfügbarkeit und können Personalbedarf dynamisch steuern. 

Hinzu kommt die Spezialisierung. Viele Freelancer verfügen über tiefes Fachwissen in Nischenbereichen. Wer dieses Know-how nur für begrenzte Zeit benötigt, spart durch externe Unterstützung nicht nur Kosten, sondern auch Einarbeitungszeit. Laut Freelancer-Kompass 2024 bringen Freelancende in Deutschland im Durchschnitt über zehn Jahre Berufserfahrung mit. 

Ein weiterer Vorteil ergibt sich genau aus dem Punkt, der bei Festanstellungen eher als Nachteil gilt: der Ergebnissdruck. Während Sicherheit im Arbeitsvertrag für festangestellte Mitarbeitende die Leistungsbereitschaft nicht immer maximal fordert, hängt für Freelancer die nächste Beauftragung unmittelbar von der Qualität ihrer Arbeit ab. Für Unternehmen bedeutet das in vielen Fällen ein hohes Maß an Motivation und Einsatz. 

Zusammengefasst: 

  • Hohe Flexibilität ohne langfristige Verpflichtungen 
  • Zugang zu spezialisiertem Fachwissen mit viel Erfahrung 
  • Hoher Ergebnissdruck führt zu überdurchschnittlicher Motivation 
  • Klare Kalkulation durch Tagessätze oder Projektpauschalen 

Nachteile von Freelancern

So flexibel der Einsatz von Freelancern ist, so deutlich zeigen sich auch die Schattenseiten. Einer der größten Nachteile ist die fehlende Bindung. Externe Kräfte sind nicht in die Unternehmenskultur eingebunden und arbeiten häufig parallel an mehreren Projekten. Für Unternehmen bedeutet das: Prozesse müssen stärker koordiniert werden, um Abstimmungen zu sichern, und das Risiko steigt, dass strategisch wichtiges Wissen nach Projektende nicht mehr greifbar ist. 

Ein weiterer Punkt ist die Verfügbarkeit. Freelancer mit gefragten Spezialisierungen sind nicht immer kurzfristig buchbar. Besonders in Zeiten hoher Auslastung steigen die Tagessätze deutlich, wie die Heise Freelancer-Studie 2025 zeigt. Dort liegen die Honorare in stark nachgefragten Bereichen teilweise deutlich über dem Durchschnitt von rund 102 EUR pro Stunde. 

Hinzu kommt das Risiko des Wissensverlusts. Da Freelancer nach Projektende wieder ausscheiden, bleibt Know-how nicht im Unternehmen. Ohne gezieltes Übergabemanagement kann wertvolles Wissen verloren gehen. 

Herausforderungen auf einen Blick: 

  • Fehlende Bindung an Unternehmenskultur 
  • Eingeschränkte Verfügbarkeit und steigende Kosten bei hoher Nachfrage 
  • Risiko von Wissensverlust nach Projektende 

Wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen

Die wirtschaftliche Betrachtung zeigt: Freelancer wirken auf den ersten Blick teuer, sind aber nicht automatisch die teurere Lösung. Zwar zahlen Unternehmen Tagessätze oder Projektpauschalen, dafür entfallen Lohnnebenkosten, Sozialabgaben und Aufwendungen für Urlaub oder Krankheit. Eine Analyse von Connectly verdeutlicht, dass sich die Gesamtkosten von Freelancern und Festangestellten in vielen Fällen angleichen, sobald alle Faktoren berücksichtigt werden. 

Auf der rechtlichen Seite ist vor allem das Thema Scheinselbstständigkeit relevant. Wenn Freelancer über längere Zeit ausschließlich für ein Unternehmen arbeiten und dabei weisungsgebunden sind, droht die Einstufung als Festangestellte. Für Betriebe bedeutet das im Ernstfall Nachzahlungen von Sozialabgaben und Bußgelder. Wie sich diese Risiken vermeiden lassen, beschreibt ausführlich die IHK München. 

Auch für die Unternehmensplanung spielt Rechtssicherheit eine Rolle. Während Festanstellungen feste Strukturen schaffen, bergen Freelancer-Verträge immer auch ein gewisses Risiko, das nur mit klaren Vereinbarungen und Dokumentation minimiert werden kann. 

Strategische Überlegung: Entweder-oder oder Sowohl-als-auch?

Die Frage, ob Unternehmen besser auf Festangestellte oder auf Freelancer setzen sollten, lässt sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr kommt es auf die jeweilige Situation an. Wer dauerhaftes Wachstum anstrebt und auf stabile Kundenbeziehungen setzt, ist mit einem festen Team meist besser aufgestellt. Wer hingegen kurzfristig Spezialwissen benötigt oder Projektspitzen abfangen muss, profitiert von der Flexibilität externer Fachkräfte. 

Oft zeigt sich in der Praxis, dass eine Kombination die beste Lösung ist. Ein festes Kernteam stellt Stabilität sicher, während Freelancer punktuell Know-how und Kapazitäten ergänzen. Gerade in Branchen wie IT oder Marketing ist dieses Modell weit verbreitet. Unternehmen gewinnen dadurch die Vorteile beider Welten und minimieren die Risiken einseitiger Abhängigkeiten. 

Wichtig ist, die Entscheidung nicht dem Zufall zu überlassen. Eine klare Analyse der eigenen Bedarfe, Budgets und strategischen Ziele bildet die Grundlage, um die passende Mischung zu finden. 

Fazit

Wir wissen: Für viele ist es unbefriedigend, wenn es am Ende keine klare Antwort auf die Frage gibt, ob Festanstellungen oder Freelancer die bessere Wahl sind. Der Wunsch nach einer eindeutigen Empfehlung ist nachvollziehbar. Doch in der Realität bilden immer die individuellen Anforderungen und Rahmenbedingungen die Grundlage. Genau deshalb lässt sich kein allgemeingültiges „richtig“ oder „falsch“ festlegen. 

Festangestellte und Freelancer bringen jeweils spezifische Stärken und Schwächen mit. Festanstellungen stehen für Stabilität, Loyalität und langfristige Bindung, während Freelancer mit Flexibilität, Spezialisierung und hohem Ergebnissdruck punkten. Kostenmäßig liegen beide Modelle näher beieinander, als es auf den ersten Blick scheint, sobald Nebenkosten und Zusatzaufwände berücksichtigt werden. 

Einen klaren Favoriten gibt es deshalb eben nicht. Unternehmen sollten ihre Personalstrategie vielmehr darauf ausrichten, wann Loyalität und Bindung entscheidend sind und wann flexible Expertise die bessere Lösung ist. In vielen Fällen führt die Kombination beider Modelle zum besten Ergebnis: ein starkes Stammteam, ergänzt durch spezialisierte externe Kräfte, die genau dann unterstützen, wenn es wirklich nötig ist.

Wir bei den TALENTLOTSEN sind Profis in dem Bereich der Direktansprache und haben mit innovativen Methoden einen neuen Weg gefunden, die besten Talente für eine offene Stelle zu identifizieren. Sprecht uns uns gerne an!

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