Jobangebote zwischen LipSync und Brainrot – Lohnt sich TikTok als Recruiting-Kanal?

Einleitung

TikTok, die bunte Kurzvideoplattform für Dance-Challenges, LipSync-Videos und kurzlebige Trends. Die rasant gewachsene Video-App vereinnahmt die Aufmerksamkeit von Millionen Nutzer*innen weltweit und auch im digital oft hinterherhängenden Deutschland ist sie schon lange einer der Big Player der Social-Media-Welt.

Da ist es nicht verwunderlich, dass TikTok auch Unternehmen inzwischen spannende Möglichkeiten für die Werbung und auch speziell für Personalsuche bietet. Doch lohnt es sich wirklich, auf dieser  schrillen Plattform, neben Videos über den nächsten großen Labubu Haul und singenden Chicken Nuggets nach Kandidat*innen zu suchen? Zur Beantwortung dieser Frage betrachten wir deshalb einmal aktuelle Kennzahlen, zeigen Einsatzmöglichkeiten von TikTok im Recruiting (von eigenem Content bis zu bezahlten Stellenanzeigen) und wägen die Vor- sowie Nachteile ab.

Inhaltsverzeichnis

TikTok in Deutschland 2025: Nutzerzahlen und Besonderheiten

Mit mittlerweile rund 21,8 Millionen Usern ab 18 Jahren in Deutschland (Digital 2025: Germany / DataReportal, Stand Anfang 2025) ist TikTok innerhalb kurzer Zeit zu einem der größten sozialen Netzwerke aufgestiegen. TikTok hat sogar hierzulande Snapchat und Twitter in der Beliebtheit bereits überholt. Vor allem die Nutzungsdauer ist beeindruckend: TikTok-Fans verbringen durchschnittlich ca. eine Stunde pro Tag mit der App. Das ist mehr als auf den anderen gängigen Social-Media-Diensten.

Diese intensive Nutzung bedeutet, dass Inhalte, die den Nerv der Nutzer*innen treffen, eine besonders hohe Chance haben, häufig gesehen, kommentiert und geteilt zu werden.

In anderen Worten: TikTok ist prädestiniert für ein hohes Engagement und wer sich im Internet auch nur ein wenig auskennt, weiß: Engagement ist die wichtigste KPI und mehr Engagement bedeutet ganz einfach gesagt mehr Erfolg.

Schauen wir uns die Demografie an, wird schnell deutlich, warum TikTok für viele Unternehmen interessant ist: 35 % der User in Deutschland sind 18 bis 29 Jahre alt, also klassisch Generation Z (Statista Consumer Insights 2024). Auch wenn die Plattform langsam ältere Zielgruppen dazugewinnt, tummeln sich hier vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Das Geschlechterverhältnis ist dabei recht ausgewogen (ca. 53 % weiblich vs. 47 % männlich; Digital 2025: Germany / DataReportal, Stand Anfang 2025 ).

Für Arbeitgeber bedeutet das: TikTok ist der direkteste Draht zu den Talenten von morgen und den Young Professionals – von Schüler*innen und Azubis über Studierende bis hin zu Berufseinsteigern. Wer also die nächste Generation an Arbeitskräften oder Digital Natives ansprechen möchte, findet auf TikTok ein enormes Publikum.

Gleichzeitig ermöglicht TikToks einzigartiger Empfehlungsalgorithmus für die sogenannte „For You Page“ auch Accounts mit wenigen Followern erhebliche Reichweiten-Sprünge. Es gibt aktuell kaum eine Plattform, die das „Viralgehen“ (also die rasante Kettenreaktion, die dazu führt, dass ein Video plötzlich eine gigantische Reichweite erhält) so häufig ermöglicht. Selbst ein kleines Unternehmen kann mit einem kreativen Videoclip viral gehen und potenziell Hunderttausende User erreichen.

Organische Inhalte vs. bezahlte Stellenanzeigen auf TikTok

Bevor wir ins Recruiting einsteigen, werfen wir zur Übersicht einen Blick auf die zwei grundlegenden Wege, wie Unternehmen TikTok nutzen können: organische Inhalte (die normalen Posts über den eigenen TikTok-Account) und Paid Ads (bezahlte TikTok-Anzeigen). Beide Ansätze haben unterschiedliche Vorzüge und Herausforderungen:

Organisches Posting

Hierbei erstellt und postet das Unternehmen regelmäßig TikTok-Videos auf dem eigenen Kanal, ohne Werbebudget, also rein organisch. Der Vorteil ist die Authentizität: Man erreicht die Community auf Augenhöhe, stärkt Vertrauen und zahlt keine Anzeigenkosten. Zudem lassen sich mit unterhaltsamen Einblicken in den Arbeitsalltag oder Unternehmens-Challenges nebenbei das Employer Branding und die Follower-Community ausbauen.

Allerdings hängt die Reichweite organischer Posts stark vom Algorithmus ab. Es ist schlichtweg ein Glücksspiel, ob die Interaktionen in der Schnelligkeit und Form stattgefunden haben, dass der Algorithmus den Post als lohnend einstuft und ihn auch einer großen Anzahl an Personen zeigt, die noch nicht Follower sind. Wir merken: Ohne genügend bestehende Follower, die als sichere Bank schnell erste Interaktionen liefern, oder ohne ein Video, das offensichtliches Potenzial zu einem viralen Hit hat, kann es schwer sein, genügend Sichtbarkeit in der gewünschten Zielgruppe zu erzielen.

Auch ist Geduld und Aufwand gefragt: Bis man eine relevante TikTok-Präsenz aufbaut, muss man regelmäßig kreativ werden und mit neuen Ideen experimentieren. Regelmäßig bedeutet hier übrigens, dass ein Video pro Woche für kein kontinuierliches Wachstum sorgen wird. Die Halbwertszeit von Content auf TikTok ist extrem kurz und es muss regelmäßig nachgeliefert werden. Als Extrembeispiel: Personen die TikTok als Hauptverdienstquelle nutzen, posten oft mehrmals am Tag Videos. Diese sind nicht immer unbedingt kreativ oder qualitativ aufwendig aber das verdeutlicht, dass in Hinsicht auf Frequenz nach oben alles offen ist und die Baseline auch für Unternehmen bereits deutlich höher liegt als auf Instagram oder anderen Netzwerken.

Paid Advertising (TikTok-Ads)

Dabei handelt es sich um bezahlte Video-Anzeigen, die z. B. als In-Feed-Videos auf der „For You“- Page der User ausgespielt werden. Wir hoffen hier also nicht darauf, dass unser Post bzw. die Anzeige vom Algorithmus aufgeschnappt und möglichst vielen Leuten ausgespielt wird, sondern kaufen uns diese Ausspielungen einfach direkt ein.

TikTok ermöglicht es, sehr gezielt nach Zielgruppen zu filtern. Etwa nach Region, unzähligen verschiedenen Interessen oder auch nach technischen Parametern wie dem Endgerät. So können Unternehmen ihre Stellenangebote exakt den Menschen anzeigen lassen, die dazu passen, und Streuverluste minimieren. Zusätzlich lässt sich bei einer Anzeige ein Call-to-Action-Button einblenden (z.B. „Jetzt bewerben“), der direkt auf eine Landingpage oder ein Bewerbungsformular führt.

Letzteres ist besonders spannend fürs Recruiting: TikTok bietet ein eingebautes Bewerbungsformular (sogenannte Instant Form), mit dem Interessierte sich direkt in der App auf eine Stelle bewerben können. Die eingegebenen Daten landen im TikTok-Ad-Manager im Postfach des Unternehmens, sodass Bewerbungen quasi mit einem Klick generiert und verwaltet werden.

Diese niedrigschwellige Bewerbungsmöglichkeit senkt die Hürden enorm! Kein umständliches Karriereseitenformular, sondern eine Bewerbung, die in wenigen Fingertipps und ohne weiteren Aufwand direkt in der Situation, in der sich die Bewerbenden gerade aufhalten erledigt ist.

Die Vorteile von Paid Ads liegen auf der Hand: hohe, sofortige Reichweite und präzise Ansprache der Gen Z, gepaart mit guter Messbarkeit der Kampagne (Views, Klicks, Bewerbungs-Conversions). Dem stehen allerdings Kosten gegenüber. Anzeigen auf TikTok sind zwar (noch) oft günstiger als auf manch anderer Plattform, erfordern aber dennoch ein Budget. Zudem wirken bezahlte Inhalte manchmal weniger authentisch und man braucht etwas Know-how, um Kampagnen professionell aufzusetzen.

Wichtig: organisch oder bezahlt ist kein Entweder-oder. Im Idealfall kombinieren Unternehmen beide Strategien. Ein lebendiger eigener TikTok-Kanal kann die Arbeitgebermarke sympathisch präsentieren, während gezielte Anzeigenkampagnen schnell die richtigen Kandidat*innen für konkrete Jobs ins Boot holen. Entscheidend ist, die jeweilige Sprache des Mediums zu beherrschen: Ein TikTok-Video, ob Anzeige oder nicht, sollte wie ein TikTok wirken, nicht wie ein steifer HR-Werbespot. Authentizität und Kreativität schlagen Hochglanz-Perfektion.

Warum TikTok im Recruiting? – Vorteile auf einen Blick

Warum sollte man TikTok als Recruiting-Kanal überhaupt in Betracht ziehen? Hier einige handfeste Vorteile, die für den Einsatz der Plattform sprechen: 

 

  • Enorme Reichweite & virales Potenzial: TikTok zählt in Deutschland zig Millionen aktive Nutzer. Diese sind vorwiegend junge Leute, die täglich viel Zeit in der App verbringen. Gute Videos können in kurzer Zeit viral gehen und so Hunderttausende potenzielle Bewerbende erreichen. Diese Reichweitenstärke ist für Stellenanzeigen Gold wert: ein originelles Recruiting-Video kann sich wie ein Lauffeuer verbreiten – weit über die eigenen Follower hinaus. 

 

  • Junges Zielpublikum direkt ansprechen: Kein Kanal ist näher dran an der Gen Z als TikTok. Wer Azubis, Studierende oder Berufseinsteiger*innen sucht, trifft sie hier in ihrem „natürlichen Habitat“. Die Ansprache kann dabei locker und kreativ erfolgen also genau so, wie es bei dieser Generation ankommt. Durch Duzen, Humor und Trends fühlt sich die Zielgruppe verstanden und abgeholt. Unternehmen, die TikTok nutzen, können zeigen, dass sie die „Sprache der jungen Leute“ sprechen. 

 

  • Niedrige Bewerbungshürden: Wie erwähnt, lassen sich TikTok-Videoanzeigen mit einem direkten Bewerbungsformular versehen. Interessierte können sich mit wenigen Klicks auf eine Stelle melden, ohne erst Lebenslauf und Anschreiben hervorkramen zu müssen. Einfacher geht’s kaum. Gerade für wechselwillige Passive, die eigentlich nicht aktiv auf Jobsuche sind, ist so eine Quick-Bewerbung attraktiv. Man nimmt spontan an einer Mini-Bewerbung teil, weil das Video neugierig gemacht hat. Diese One-Click-Bewerbungen führen oft zu mehr eingehenden Bewerbungen, weil der Prozess so schlank ist. 

 

  • Kreatives Employer Branding: Wer auf TikTok aktiv ist, präsentiert sich automatisch als modernes Unternehmen. Ein witziger Blick hinter die Kulissen, Azubis als Content-Creators oder ein kleiner Trend mitgemacht, all das zahlt auf das Arbeitgeberimage ein. Frühe Pioniere auf TikTok konnten sich als Brancheninnovatoren positionieren, was die Anziehungskraft auf junge Talente erhöht. Kandidat*innen nehmen wahr: Dieser Arbeitgeber ist am Puls der Zeit und keine verstaubte Firma. Das kann gerade in traditionellen Branchen ein Pluspunkt sein. 

 

  • Hohe Interaktion und Engagement: TikTok-Nutzer*innen sind dafür bekannt, eifrig zu liken, zu kommentieren und Content zu teilen. Das Engagement-Level ist hoch. Für Recruiting bedeutet das: Wenn ein Video gut ankommt, erreicht es nicht nur viele, sondern löst Gespräche aus. In Kommentaren kann man z.B. Fragen zu Jobdetails beantworten oder auf das Karriereportal verlinken. So entsteht eine interaktive Bewerberansprache statt einer einseitigen Stellenausschreibung. Dieses direkte Feedback von der Community ist wertvoll, denn man erfährt, was die jungen Leute beschäftigt oder welche Vorurteile man vielleicht noch ausräumen muss. 

 

  • Gezieltes Targeting (bei Ads): Im Gegensatz zu klassischen Jobbörsen kann man bei TikTok-Ads sehr genau bestimmen, wer die Stellenanzeige zu sehen bekommt. Kriterien wie Ort, Interessen oder sogar verwendete Musikgenres lassen sich nutzen, um die perfekte Nische anzusprechen. Sucht man z.B. Auszubildende im Umkreis Hamburg, die sich für Technik begeistern, kann man die Kampagne entsprechend eingrenzen. Das reduziert Streuverluste erheblich und sorgt dafür, dass das Recruiting-Budget effizient eingesetzt wird. 

 

  • Authentische Einblicke durch Video: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ und ein Video erst recht. TikTok zwingt Arbeitgeber quasi dazu, kreativ und greifbar zu zeigen, was sie bieten. Kurze Clips können sympathisch vermitteln, wie der Arbeitsalltag aussieht, was das Team ausmacht oder warum der Job Spaß bringt. Solche Inhalte kommen bei der jungen Generation viel besser an als trockene Textanzeigen. Authentizität ist Trumpf: Ein ungefilterter Handy-Clip aus der Werkstatt oder dem Büro wirkt glaubwürdiger als ein poliertes Recruiting-Imagevideo. Richtig genutzt, wird TikTok so zum Schaufenster der Unternehmenskultur. 

 

Natürlich lassen sich je nach Unternehmen und Branche noch mehr Vorteile finden. Trotzdem: bereits diese Punkte zeigen, dass TikTok durchaus einige Trümpfe in der Hand hält, wenn es ums Recruiting geht. Hohe Reichweiten, direkter Zugang zu jungen Talenten und innovative Bewerbungswege machen die Plattform attraktiv. Es gibt wie immer jedoch auch berechtigte Einwände, die gegen TikTok als Recruiting-Kanal sprechen, welche wir uns im Folgenden einmal anschauen. 

Herausforderungen und Risiken: Was TikTok-Recruiting schwierig macht

Trotz aller Chancen darf man die Nachteile und Risiken von TikTok als Recruiting-Kanal nicht ignorieren. Nicht jedes Unternehmen und nicht jede Stelle eignen sich automatisch für den großen Auftritt in der bunten Video-App. Hier sind die wichtigsten Punkte, bei denen Personalverantwortliche genauer hinschauen sollten: 

 

  • Flüchtige Trends, hoher Content-Druck: TikTok ist ein schnelllebiges Medium. Was heute viral geht, ist morgen schon wieder vergessen. Die Halbwertszeit von Videos ist kurz – extrem kurz. Um relevant zu bleiben, muss ein Unternehmen ständig neue Inhalte nachschieben. Das bedeutet kontinuierlichen Aufwand für Konzeption, Dreh, Schnitt und Posting. Wer nur alle paar Wochen mal ein Video hochlädt, wird vom Algorithmus kaum belohnt. Dieses Always on-Prinzip kann kleine HR-Teams schnell überfordern, denn schließlich läuft das Tagesgeschäft ja weiter. Zudem besteht immer das Risiko, dass ein mühsam produziertes Video kaum Beachtung findet, weil der Algorithmus unberechenbar ist. Planbarkeit? Fehlanzeige. Für TikTok braucht man also einen langen Atem und genügend Ressourcen für regelmäßigen Content. 

 

  • Hoher kreativer Aufwand & Know-how nötig: Klassische Stellenanzeigen in Textform zu schreiben, erfordert bereits Fingerspitzengefühl aber Recruiting per Video setzt nochmal eine Schippe Kreativität drauf. Gute TikTok-Clips zu drehen ist eine Kunst für sich. Man braucht Ideen, die zur Unternehmenskultur passen, und Mitarbeiter*innen, die vor der Kamera locker agieren können. Nicht jedes HR-Team hat einen Social-Media-Native in den Reihen. Gegebenenfalls muss man eng mit der Marketingabteilung oder externen Kreativen zusammenarbeiten, um professionelle und gleichzeitig authentische Videos zu erstellen. Das kann zeit- und kostenintensiv sein. Zwar sind die technischen Einstiegshürden gering (ein Smartphone reicht), aber Ideenfindung und Produktion verlangen Einsatz. Zudem müssen Verantwortliche die TikTok-Trends im Auge behalten, um auf den richtigen Zug aufzuspringen, was zusätzlich Zeit frisst. 

 

  • Passt TikTok zur eigenen Unternehmenskultur? Nicht jede Firma fühlt sich auf TikTok wohl. Die Plattform ist bekannt für schräge, lustige Inhalte und eine sehr informelle Tonalität. Seriöse oder konservative Branchen (z.B. Finanzwesen, Behörden) tun sich mit dem lockeren Stil womöglich schwer, auch wenn es hier Ausnahmen gibt. Es besteht die Gefahr, dass man sich verbiegt und am Ende unglaubwürdig wirkt. Nur wer sich zutraut einen Weg zu finden, die eigene Marke authentisch und dennoch TikTok-gerecht darzustellen, sollte es versuchen. Ein Unternehmen, das krampfhaft auf „cool“ macht, kann schnell peinlich rüberkommen. Das schadet schlimmstenfalls sogar dem Arbeitgeberimage. Fazit: TikTok muss zur Strategie und Kultur passen. Wenn man sich dort nicht wiedererkennt, lässt man lieber die Finger davon. 

 

  • Klare Branding-Strategie erforderlich: Im bunten Treiben auf TikTok muss erst einmal erkennbar sein, welcher Absender hinter einem Video steckt. Es gibt etliche Fan-Seiten, Parodie-Accounts oder einfach User, die über Firmen sprechen. Daher sollten offizielle Unternehmensprofile sauber als solche erkennbar sein, mit einheitlichem Branding und regelmäßigen Inhalten, um Verwechslungen vorzubeugen. Ein TikTok-Auftritt sollte strategisch geplant werden. Einfach nur ein Konto eröffnen und drauflos posten ist riskant. Außerdem ist es sinnvoll, Social-Media-Guidelines für Mitarbeitende zu haben, falls diese in Videos auftreten, damit alle wissen, was gewünscht oder tabu ist. Im schlimmsten Fall können unbedachte Posts sonst für Shitstorms oder Imageschäden sorgen. 

 

  • Datenschutz & Moderation: Wo Bewerbungen fließen, sind personenbezogene Daten nicht weit. Unternehmen, die über TikTok Kandidatenkontakte generieren, müssen auf DSGVO-Konformität achten, auch wenn TikTok selbst das Bewerbungsformular stellt. Die erhaltenen Daten sind vertraulich zu behandeln und sicher zu speichern. Zudem braucht es jemanden, der sich um die Moderation kümmert: Auf Kommentare sollte geantwortet, unangemessene Reaktionen eventuell gelöscht und allgemeine Fragen von Interessierten schnell beantwortet werden. Dieser Community-Management-Aspekt ist im Recruiting neu und darf nicht unterschätzt werden. 

 

  • Kostenfaktor: Zwar kostet ein organischer TikTok-Post primär Zeit statt Geld, doch wirklich erfolgreiche Kampagnen erfordern oft Investment. Entweder in Form von Budget für TikTok-Ads (inkl. Mindestbudget pro Kampagne) oder für externe Hilfe, z.B. Kreativ-Agenturen oder Videoproduzent*innen. Auch wenn TikTok-Werbung aktuell noch vergleichsweise günstig sein kann, läppert es sich: gute Videos produziert man nicht mal eben nebenbei, vor allem wenn vielleicht mehrere Anläufe nötig sind, bis ein Treffer dabei ist. Kurz gesagt: Ohne Budget oder Ressourcen sollte man keine Wunder erwarten. Im Zweifel ist die klassische Schaltung auf einer Jobbörse günstiger aber dafür aber mit geringerer Reichweite. Diesen Trade-off muss jede Organisation für sich bewerten. 

 

  • Nicht jede Zielgruppe ist vertreten: So groß TikTok auch ist: ältere Zielgruppen oder sehr spezialisierte Fachkräfte erreicht man hier kaum. Wer z.B. einen Bilanzbuchhalterin mit 20 Jahren Erfahrung sucht oder eine Senior-IT-Architektin, wird auf TikTok wahrscheinlich wenige passende Kandidat*innen finden. Hier sind LinkedIn, XING oder klassische Kanäle effizienter. Es gilt der Grundsatz: Gehen Sie dorthin, wo Ihre Zielgruppe ist. Wenn Ihre Wunschkandidat*innen gar kein TikTok nutzen, lohnt der Aufwand nicht. Deshalb empfiehlt es sich, vorab die eigenen Candidate Personas zu überprüfen. Für manche Stellen (insbesondere im Ausbildungs- und Junior-Bereich) ist TikTok ideal aber für andere bleibt es eine nette Spielerei ohne nennenswerten Ertrag. 

 

Die Liste der möglichen Stolpersteine ließe sich erweitern, aber schon diese Punkte zeigen: TikTok-Recruiting ist kein Selbstläufer. Es erfordert Kreativität, Ausdauer, strategisches Denken und oft auch Geld. Man begibt sich ein Stück weit ins Neuland, wo andere Regeln gelten als im klassischen Personalwesen. Doch mit den richtigen Voraussetzungen lassen sich die Risiken managen und dann kann TikTok zum lohnenswerten Recruiting-Kanal werden. 

Fazit: Lohnt sich TikTok fürs Recruiting?

Zusammengefasst: TikTok als Recruiting-Kanal bietet erhebliche Chancen, vor allem wenn es darum geht, junge Menschen auf Ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Die Plattform punktet mit hoher Reichweite, starker Nutzung durch die Generation Z und der Möglichkeit, Bewerbungen spielerisch niedrigschwellig zu erhalten. Wenn Ihr Unternehmen kreativ ist, eine moderne Arbeitgebermarke zeigen möchte und bereit ist, in frischen Content zu investieren, kann TikTok ein wahrer Treffer im Recruiting-Mix sein. Insbesondere für Ausbildungsplätze, duale Studiengänge oder Junior-Positionen lohnt sich der Blick auf TikTok. Sie erreichen hier die „Profis von morgen“ direkt in ihrer Freizeit und können sie mit unterhaltsamen Videos begeistern.

Allerdings sollte man kein rosarotes Bild malen: TikTok-Recruiting ist Aufwand. Ohne regelmäßige (und originelle) Inhalte wird man in der Videoschwemme nicht wahrgenommen. Unternehmen brauchen entweder intern Leute mit Social-Media-Talent oder die Unterstützung durch Marketing und Agenturen, um auf TikTok zu glänzen. Halbherzigkeit rächt sich. Ein verwaister oder peinlich wirkender TikTok-Kanal kann mehr Schaden anrichten als gar keiner. Zudem muss man offen und mutig genug sein, neue Wege zu gehen und auch mal unkonventionelle Ideen auszuprobieren, damit die Videos nicht wie 08/15-Werbung wirken.

Der Gewinn liegt in einem frischen, nahbaren Auftritt als Arbeitgeber, der sich positiv von der Konkurrenz abheben kann. Gerade im Kampf um heißbegehrte Talente kann das den Unterschied machen. Wer früh auf TikTok aktiv wird (und dabei nicht in jedes Fettnäpfchen tritt), sammelt wichtige Erfahrungen und profitiert vom First-Mover-Vorteil in der eigenen Branche. Und man darf nicht vergessen: Die heutige Gen Z wird älter und mit ihr altert die TikTok-Zielgruppe. Was jetzt noch die 20-Jährigen sind, sind in zehn Jahren die erfahrenen Fachkräfte. Es spricht einiges dafür, schon heute die Kommunikation dort aufzubauen, wo die kommenden Arbeitnehmer-Generationen unterwegs sind.

Unser Fazit lautet daher: Wenn Sie die nötigen Ressourcen und den Willen zur Kreativität haben, ist TikTok durchaus ein lohnenswerter Recruiting-Kanal. Besonders um junge Leute anzusprechen und als innovativer Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Stimmen Sie sich eng mit Ihrer Marketingabteilung ab oder holen Sie sich externes Social-Media-Know-how, um die richtigen Inhalte zu produzieren. Und behalten Sie eine gesunde Portion Humor und Lockerheit bei, denn das schöne ist: auf TikTok darf Recruiting ruhig Spaß machen.

Am Ende gilt: Probieren geht über Studieren. TikTok verlangt Mut zum Neuen, kann Ihrer Personalgewinnung aber erfrischenden Aufwind geben. Vielleicht tanzen Ihre nächsten Azubis ja schon bald sprichwörtlich Ihnen auf der Nase herum, natürlich im positiven Sinne, weil sie dank TikTok den Weg zu Ihnen gefunden haben.

Wir bei den TALENTLOTSEN sind Profis in dem Bereich der Direktansprache und haben mit innovativen Methoden einen neuen Weg gefunden, die besten Talente für eine offene Stelle zu identifizieren. Sprecht uns uns gerne an!

Titelbild_Blogbeitrag_TikTok Recruiting

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