Psychische Gesundheit ist kein Bonus, sondern Grundvoraussetzung für gute Arbeit – höchste Zeit, dass wir aufhören, so zu tun, als wär das Privatsache.
Inhaltsverzeichnis
1. Warum mentale Gesundheit kein „Nice-to-have“ mehr ist
Psychische Gesundheit ist ein Führungsthema – und zwar ein Wichtiges. Gerade weil Arbeit heute oft digital, schnell und flexibel ist, darf das mentale Wohlbefinden im Job nicht untergehen. Wer Verantwortung trägt, sollte aufmerksam sein und auch dann hinschauen, wenn noch niemand krankgeschrieben ist. Es geht nicht nur darum, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch darum, mit Haltung zu handeln. Mitarbeitende merken ziemlich genau, ob das Thema ernst genommen wird oder nur auf dem Papier steht.
Unternehmen haben hier nicht nur die Chance, ihre Teams zu unterstützen, sondern übernehmen auch eine gesetzliche und ethische Verantwortung: Sie sind verpflichtet, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen – körperlich wie psychisch.
2. Die Realität: Überlastung, Druck, Unsicherheit
Die Corona-Pandemie hat das Thema Mental Health stark in den Vordergrund gerückt. Laut Statistischem Bundesamt fühlte sich 2020 etwa jede vierte erwerbstätige Person psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Hauptgründe: Zeitdruck, Arbeitsüberlastung und die vermischten Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Doch schon vor der Pandemie galten Burnout, Überforderung und Depressionen in Unternehmen als drängende Themen.
Und immerhin: Das Thema verliert langsam sein Tabu-Image. In einer Gesellschaft, die insgesamt offener über psychische Gesundheit spricht, zeigt sich auch im Arbeitskontext ein positiver Wandel – weg vom Wegschauen, hin zu echter Auseinandersetzung.
Trotz dieser Entwicklungen setzen bisher weniger als 40 % der Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Förderung psychischer Gesundheit um – obwohl die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen laut § 5 ArbSchG sogar verpflichtend ist.
3. Was Unternehmen konkret tun können
3.1 Healthy Mind Coaches – Unterstützung im eigenen Team
Ein Ansatz, der sich in der Praxis bewährt hat: die Einführung von Healthy Mind Coaches. Diese speziell geschulten Kolleg*innen sind erste Ansprechpersonen für psychische Belastungen – vertraulich, nahbar und auf Augenhöhe. Das senkt Hemmschwellen und ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu Unterstützung.
3.2 Externe Workshops – Impulse von außen
Professionelle Trainings zu Achtsamkeit, Stressmanagement oder Resilienz stärken die psychischen Ressourcen der Mitarbeitenden. Einige bewährte Formate und Anbieter sind:
- Resilienztrainings (z. B. durch die Resilienz Akademie oder das INeKO Institut): vermitteln Techniken, um in Belastungssituationen handlungsfähig zu bleiben und innere Widerstandskraft aufzubauen.
- Achtsamkeitstrainings : helfen, den Autopilot im Kopf auszuschalten und bewusster mit Stress umzugehen – im Job wie privat.
- Stressmanagement-Seminare (z. B. über Team Gesundheitsmanagement oder das IFBG): bieten praktische Werkzeuge, um mit Druck besser umzugehen und Warnsignale frühzeitig zu erkennen.
- BGF-Angebote der Krankenkassen (z. B. TK, AOK, BARMER): fördern Gesundheitsmaßnahmen im Unternehmen und unterstützen bei der Planung und Finanzierung.
- Digitale Prävention (z. B. HelloBetter, nilo, Selfapy): bieten psychologische Online-Programme, oft zertifiziert und anonym nutzbar – eine gute Ergänzung zu analogen Formaten.
- Thematische Aktionstage (oft gemeinsam mit Krankenkassen oder regionalen Partnern): schaffen Aufmerksamkeit für Mental Health im Alltag – niedrigschwellig und gemeinschaftlich.
Diese Angebote lassen sich – je nach Bedarf – individuell oder im Rahmen betrieblicher Gesundheitsstrategien umsetzen.
3.3 Job Crafting – Arbeit passgenauer gestalten
Beim sogenannten Job Crafting geht’s darum, dass Mitarbeitende ihre Aufgaben aktiv mitgestalten – etwa indem sie Schwerpunkte nach ihren Stärken setzen, Abläufe verändern oder Zusammenarbeit bewusster gestalten.
Das schafft mehr Selbstwirksamkeit und bringt oft frischen Wind ins Arbeitsleben. Unternehmen können das unterstützen, indem sie Flexibilität zulassen, Vertrauen schenken und individuelle Entwicklung ernst nehmen.
Mehr Kontrolle im Alltag wirkt sich positiv auf die mentale Gesundheit aus – ganz ohne große Umbaumaßnahmen.
4. Kulturwandel statt Einzelmaßnahme
Es gibt einen einfachen, aber sehr wichtigen Punkt, der in vielen Unternehmen noch viel zu wenig Beachtung findet: Teams, die wirklich gut zusammenarbeiten, sind einfach die erfolgreicheren. Und das ist kein Zufall. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden zuhören, die eine echte Kommunikation auf Augenhöhe haben und bei denen jede*r im Team die Möglichkeit bekommt, sich aktiv einzubringen, funktionieren einfach besser. Dabei geht es nicht nur um den Austausch von Ideen, sondern auch um das „Wie“: Wertschätzung und Unterstützung müssen im Arbeitsalltag präsent sein.
Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Unternehmen mit gesunden, gut funktionierenden Teams nicht nur ein besseres Betriebsklima haben, sondern auch messbar erfolgreicher sind. Laut einer Studie der „Harvard Business Review“ steigert eine positive Teamdynamik die Produktivität um bis zu 25 % und reduziert gleichzeitig das Risiko von Burnout und chronischer Überlastung. Wenn Führungskräfte und Teams gut miteinander umgehen, wird das auch nach außen strahlen und den Unternehmenserfolg auf ganz natürliche Weise steigern.
Mental Health ist kein Thema, das an einzelne Abteilungen delegiert werden kann. Führungskräfte, HR, Betriebsrat und Mitarbeitende – alle tragen Verantwortung. Eine gesunde Unternehmenskultur entsteht dort, wo Wertschätzung gelebt wird, psychische Belastungen offen ansprechbar sind und Unterstützung zugänglich ist – ohne Angst vor Stigmatisierung.
5. Fazit: Psychische Gesundheit ernst nehmen – konkret handeln
Die Förderung mentaler Gesundheit ist kein Zusatzangebot, sondern Teil eines verantwortungsvollen Arbeitsschutzes. Wer geeignete Maßnahmen umsetzt, stärkt nicht nur das Wohlbefinden im Unternehmen, sondern schafft ein Umfeld, in dem Menschen langfristig gesund und motiviert arbeiten können – und vor allen Dingen wollen.
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