Einführung
Job-Hopping: also der häufige Wechsel der Arbeitsstelle und/oder des Arbeitgebers, wird oft kritisch betrachtet, doch findet es sich als möglicher Karriereweg immer häufiger auf Lebensläufen wieder.
Der Definition nach beschreibt diese Bezeichnung einen Karriereweg, der von dem etablierten Bild abweicht. Ziel ist es hier nicht mehr ein Unternehmen zu finden, in dem man bis zu Rente beschäftigt ist, Sicherheiten genießt und sich hocharbeitet. Beim Job-Hopping jedoch wird der Arbeitgeber häufig gewechselt. So können mehrere Wechsel pro Jahr oder auch verteilt auf 3–5 Jahren durchaus möglich sein. Eine genaue Definition gibt es an dieser Stelle nicht.
Viele spannende Erkenntnisse zu diesem Thema lieferte eine von XING beauftragte Studie des Meinungsforschungsinstituts Apponio aus dem Jahr 2023. Laut dieser hat jeder zweite Arbeitnehmende seinen Job innerhalb der Probezeit oder des ersten Arbeitsjahrs gekündigt. Aus dieser Erkenntnis lässt sich also schließen, dass Job-Hopping definitiv keine Seltenheit bei Arbeitnehmenden ist, sondern sich fest als lukrative Option auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland etabliert hat.
Doch was genau treibt so viele Arbeitnehmende dazu an, einen solch vermeintlich stressigen Karriereweg zu wählen?
Genau das wollen wir heute etwas genauer betrachten und aufzeigen, wieso Job-Hopping kein Trend mehr ist. Wir wollen außerdem beleuchten, welche Gründe Arbeitnehmer für eben diesen Karriereweg haben, welche Risiken dieser Karriereweg mit sich bringt und welche Möglichkeiten Unternehmen haben, um mit Arbeitnehmer in solchen Karriere-Phasen umzugehen.
Inhaltsverzeichnis
Gründe für häufige Jobwechsel
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Gründe, die Arbeitnehmende häufig dazu veranlassen, ihren Job zu wechseln. Hierzu liefert Statista eine aufschlussreiche Übersicht.
Aus der Umfrage geht hervor, dass die Gründe für einen Wechsel sehr vielfältig sein können.
Das Gehalt
Das Thema Gehalt steht jedoch mit relativ deutlichem Abstand und stolzen 56% an der Spitze. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, welche Gehaltssprünge möglich sind, wenn man Arbeitnehmende ihre Arbeitgeber wechseln. Job-Hopping ist also ein durchaus lukratives Karrieremodell.
Dies wurde von der Unternehmensberatung McKinsey sogar nachgewiesen. Diese gibt in ihrer Studie »Human Capital At Work: The Value Of Experience« aus dem Jahre 2023 an, dass Arbeitnehmende bei einem Jobwechsel in ihrem neuen Job ungefähr 30 Prozent mehr verdienen als vorher. Rein theoretisch können sogar noch größere Gehaltssprünge von bis zu 46 Prozent drin sein. Solche Gehaltssprünge sind innerhalb eines Unternehmens allein durch Aufstieg leider eine Seltenheit.
Natürlich hängen solche Gehaltsprünge von vielerlei Faktoren ab. Jedoch ist die Chance auf eine solch deutliche Gehaltssteigerung sehr verlockend für viele Arbeitnehmende und bewegt viele Menschen dazu, über einen Jobwechsel nachzudenken.
Bessere Arbeitsbedingungen
Auch bessere Arbeitsbedingungen ist für viele Arbeitnehmende ein wichtiger Punkt, wenn es um die Entscheidung geht, ob sie auf erneute Jobsuche gehen oder nicht. Laut der Umfrage gaben stolze 43% an, dass genau dieser Faktor sie zu einer Jobsuche bewegt hat.
Dieser Wert unterstreicht die immer weiter zunehmende Relevanz von Einflussfaktoren, die nicht direkt mit der Vergütung zusammenhängen.
-Welche Arbeitsmaterialien werden zur Verfügung gestellt?
-Wie sind die Arbeitsplätze eingerichtet?
-Wie gut funktioniert das Miteinander im Unternehmen?
Diese und viele weitere Fragen stellen sich Arbeitnehmende und sie nehmen dabei einen immer höher werdenden Stellenwert ein, wenn es um die Bewertung ist Ist-Zustandes im aktuellen Job geht.
Fallen zu viele dieser Punkte unter einen gewissen Wert, der zugegeben sehr individuell ist, kann dies Arbeitnehmende dazu bewegen, sich intensiv mit einem Jobwechsel auseinanderzusetzen und diesen dann auch umzusetzen.
Arbeitnehmende sehen die Vorteile also nicht nur in monetären Bereichen, sondern eben auch auf emotionaler Ebene. Das Gefühl, gerne zur Arbeit zu gehen und sich in seinem Umfeld wohlzufühlen, hat also auch einen maßgeblichen Einfluss auf die Karrierepläne der Arbeitnehmenden.
Flexibilität
Spätestens seit der Pandemie hat der Faktor „Home-Office“ ein enormes Gewicht in vielen Branchen des deutschen Arbeitsmarktes erlangt.
Die Flexibilität, die viele Menschen durch das Arbeiten von zu Hause erlangt haben, ist zu einem wichtigen Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden.
Dem Beruf nachzukommen und gleichzeitig deutlich mehr Zeit für viele alltägliche Dinge zu haben ist ein Luxus, auf den viele Arbeitnehmende nicht mehr verzichten wollen und oftmals auch nicht können.
Flexible Arbeitszeiten, Remote Work und der Fokus auf eine gute Work-Life-Balance sind zu echten Schlüsselfaktoren herangewachsen, wenn es um die Zufriedenheit im aktuellen Job geht.
Auch hier ist der Beweggrund für einen möglichen Jobwechsel also klar und nachvollziehbar: Arbeitnehmende wollen diese Optionen nutzen und sich in ihrem Leben das Maximum an Flexibilität sichern.
Branchenwechsel
Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Grund kann ein Branchenwechsel sein. Ganze 23% der Teilnehmenden gaben an, dass dies für sie ein Grund sei den Job zu wechseln.
Das Gefühl festgefahren zu sein und keine wirkliche Entwicklung zu erleben kann dem Wunsch gegenüberstehen, seinen Horizont erweitern zu wollen, sich neu zu orientieren und noch einmal ganz neue Bereiche kennenzulernen.
Es kann ebenfalls möglich sein, dass es innerhalb einzelner Branchen gravierende Veränderungen gegeben hat und dass sich Arbeitnehmende aus diesem Grund nicht mehr mit ihrer aktuellen beruflichen Situation identifizieren können.
Wenn Arbeitnehmende es sich also zum Ziel setzen, möglichst viele Eindrücke und Erfahrungen aus möglichst vielen Branchen zu sammeln, ist der Karriereweg Job-Hopping fast unausweichlich.
Unternehmenskultur
Werfen wir nochmal einen Blick auf die im Punkt „Arbeitsbedingungen“ bereits angesprochenen emotionalen Einflussfaktoren.
Unternehmenskulturen können äußerst spannend und sehr vielfältig sein. Möglichst viel über eben diese zu lernen und die verschiedensten Ansätze zu erleben, kann ebenfalls ein starkes Motiv für häufige Jobwechsel sein.
Ganz nach dem Motto: Nur wer möglichst viele Unternehmenskulturen erlebt hat, kann sich auch wirklich sicher sein, die richtige für sich gefunden zu haben.
Es geht also auch hier um das Gefühl, welches der aktuelle Job einem Arbeitnehmenden vermittelt.
Da Unternehmenskulturen i.d.R. sehr individuell sind, haben Arbeitnehmende, denen dieser Aspekt besonders wichtig ist, quasi immer einen guten Grund, um den nächsten Jobwechsel anzustreben.
Risiken im Job-Hopping
Arbeitnehmende sehen im Job-Hopping also viele Vorteile für sich. Sie haben die Chance ihr Gehalt massiv zu steigern, sich aus toxischen Arbeitsverhältnissen zu befreien, neue Aufgabengebiete und Branchen kennenzulernen und natürlich auch den Aufbau eines großen beruflichen Netzwerkes.
Ein guter Grund allein reicht in vielen Fällen allerdings nicht aus. Arbeitnehmende wiegen neben den Vorteilen und Chancen, die das Job-Hopping mit sich bringen kann, natürlich auch die Risiken eines solchen Karriereweges ganz genau ab. Und das aus gutem Grund! Denn neben all den eben genannten vermeintlichen guten Gründen, gibt es auch negative Folgen, die in vielen Fällen ganz genau bedacht werden.
Welche Risiken hierbei eingegangen werden könnten, wollen wir im folgenden Abschnitt einmal genauer betrachten.
Negativer Einfluss auf Bewerbungschancen
In den meisten Fällen verfolgen Unternehmen das Ziel, ihre Stellen langfristig zu besetzen. Ein Lebenslauf voller Unternehmen und Jobwechsel könnte hier also dafür sorgen, dass Arbeitnehmende den Zuschlag auf ihren nächsten Job nicht erhalten. Natürlich können die Qualifikationen und Argumente der Bewerber*Innen trotzdem für sie sprechen, jedoch ist die Planbarkeit für viele Unternehmen ein essenzieller Faktor.
Die Wahrnehmung durch Unternehmen
Häufige Jobwechsel können dazu führen, dass Arbeitnehmende in vielen Fällen als unzuverlässig und unbeständig wahrgenommen werden. Beides sind Eigenschaften, die zukünftig potenziellen Bewerbungsgesprächen einen Riegel vorschieben könnten.
Fehlende Expertise
Wer regelmäßig seinen Job wechselt und viele verschiedene Bereiche und Branchen kennengelernt hat, muss doch ein richtiges Multitalent sein, oder?
Nicht unbedingt! Zwar sehen solche Referenzen im ersten Moment natürlich toll im Lebenslauf aus, jedoch fehlt bei kurzen Beschäftigungsverhältnissen oft der Deep Dive in viele relevante Themen, die unter Umständen wichtig für eine neue Anstellung sein könnten. Häufige Jobwechsel könnten dazu führen, dass das Fachwissen der Arbeitnehmenden als oberflächlich wahrgenommen wird.
Psychische Belastung
So aufregend die ersten Wochen nach einem Jobwechsel sind, so kräftezehrend ist diese Zeit auch. Sich diesen Umständen in regelmäßigen Abständen auszusetzen, beeinträchtigt in vielen Fällen das eigene Stresslevel negativ und kann zu einer dauerhaften psychischen Belastung führen. Nie zu wissen, wie lange man in einem Job bzw. in einem Unternehmen bleibt, kann auf Dauer sehr ermüdend sein.
Wie Unternehmen mit Job-Hopping umgehen können
Diese und noch viele Risiken mehr stehen dem Karriereweg Job-Hopping also gegenüber. Viele Arbeitnehmende nehmen diese jedoch in Kauf, da die Chancen ebenfalls beachtlich sind. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieses Modell bei vielen Arbeitnehmenden immer mehr Anklang findet. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Unternehmen vor der Herausforderung sehen, diesen Umstand in ihrer Personalplanung mit einzubeziehen.
Doch welche Möglichkeiten habe Unternehmen, wenn es um den Umgang mit dieser Thematik geht?
Grundlegend sollte gesagt sein, dass der Arbeitsmarkt sehr vielfältig ist. Auch wenn Job-Hopping für viele Arbeitnehmende immer interessanter wird, dominiert diese Art der Karriereplanung nicht den gesamten Markt.
Gleichzeitig stehen Unternehmen jedoch großen Herausforderungen, wie beispielsweise dem Fachkräftemangel, in vielen Bereichen der Wirtschaft gegenüber.
Dadurch ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass sich Unternehmen in Vorstellungsgesprächen mit Arbeitnehmenden wiederfinden, die Job-Hopping praktizieren.
Für diesen Fall empfehlen sich mehrere Ansätze.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Im Laufe einer beruflichen Karriere kommen die meisten Arbeitnehmenden an einen Punkt, an dem sie viel erlebt haben und sich zukünftig auf mehr Sicherheit im Job fokussieren möchten. Selbst wenn das nicht immer direkt der Fall sein sollte, ist es niemals ausgeschlossen, dass vielversprechende Talente oder auch erfahrene Arbeitnehmende, sich nicht doch dazu entschließen könnten, in ihrem aktuellen Unternehmen „sesshaft“ zu werden.
Wie so häufig ist es alles eine Frage des Timings und der Argumente
Offener Austausch beugt unschönen Überraschungen vor
Zu guter Letzt empfiehlt sich natürlich auch immer der offene Austausch miteinander. Wer die Standpunkte seines Gegenübers kennt und versteht, kann auch ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich die gemeinsame berufliche Zukunft entwickeln und gestalten könnte.
Fazit
Abschließend lässt sich also so einiges festhalten.
Job-Hopping ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Arbeitsmarktes und Arbeitnehmende, die sich für das Job-Hopping entscheiden, versprechen sich viele verlockende Vorteile dadurch. Die Risiken sind ihnen, in den meisten Fällen, aber genauso bewusst. In vielen Fällen können die häufigen Wechsel sogar gut erklärt und begründet werden, weshalb sich eine Einladung zum Gespräch häufig trotzdem lohnen kann.
Dass sich trotz der Risiken so viele Menschen für diesen Karriereweg entscheiden, spricht für die hohe Erfolgsquote, wenn es um das Erreichen der eigenen beruflichen Ziele geht.
Da sich das Job-Hopping so stark auf dem Arbeitsmarkt etabliert hat, empfiehlt es sich für Unternehmen mutig zu sein. Viele Arbeitgeberwechsel im Lebenslauf sollten nicht direkt als Ausschlusskriterium angesehen werden. Um offene Vakanzen bestmöglich zu besetzten, sollte jede Chance genutzt werden. Schließlich stehen die bereits aufgelisteten möglichen Vorteile für Abreitgebende genauso in Aussicht, wie die potenziellen Risiken.
Der Arbeitsmarkt hat sich verändert und er wird sich, aller Voraussicht nach, auch zukünftig weiter verändern. In welcher Intensität und in welchem Umfang, lässt sich natürlich nur schwer voraussagen. Es ist jedoch wichtig, sich als Unternehmen den Gegebenheiten anzupassen, um das Maximum an Qualität und Kompetenz im eigenen Unternehmen zu verankern.
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