Einführung
Boo was? Boolesch! Was im ersten Moment wie ein selten genutztes und unnötig hochgestochenes Adjektiv klingt, ist den meisten vermutlich vertrauter als man denkt. Viele Bereiche in Unternehmen, darunter auch das Recruiting, arbeiten täglich damit. Umso wichtiger ist es, einen Überblick zu haben, worum es sich dabei genau handelt und wieso ein gutes Verständnis für boolesche Operatoren zu besseren Ergebnissen in der Kandidatensuche führen kann.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Ursprung der Booleschen Algebra
Die Boolesche Algebra wurde im 19. Jahrhundert von dem britischen Mathematiker George Boole entwickelt. In seinem Buch „Die mathematische Analyse der Logik“ legte er die Grundlagen für die logische Algebra, die Informationen in binären Variablen verarbeitet. Boolesche Algebra verwendet einfache Wahrheitswerte, die meist als „wahr“ oder „falsch“ definiert sind. Dieser strukturelle Ansatz revolutionierte nicht nur die Mathematik, sondern auch die Computerwissenschaften, da er als Basis für Algorithmen und Datenbanken dient.
Bedeutung für moderne Suchtechniken
Mit der Entstehung des Internets und der damit verbundenen Flut an Informationen ist die Bedeutung der Booleschen Algebra als Suchtechnik exponentiell gestiegen. Unternehmen, die in Bereichen wie Business Intelligence, Datenanalyse oder Recruiting tätig sind, nutzen Boolesche Operatoren, um präzise und relevante Suchergebnisse zu erzielen. Diese Operatoren helfen uns, die große Informationsmenge effektiver zu filtern und die gesuchten Daten schnell zu identifizieren.
Anwendung im Recruiting
Im Recruiting nutzen wir die Boolesche Algebra, um auf Portalen wie Xing oder LinkedIn gezielt nach Kandidat*innen zu suchen, die unseren spezifischen Anforderungen entsprechen. Xing und LinkedIn erlauben es nämlich, neben Kriterien durch vorgegebene Vorauswahlen auch eine Keyword-Suche durchzuführen. Bei dieser Suche werden die Angaben in den Profilen der User*innen durchforstet und sollte das gesuchte Keyword darin auftauchen, wird das entsprechende Profil als Ergebnis zurückgespielt. Deswegen ist es für Bewerbende auch so wichtig, ihre Profile möglichst ausführlich zu füllen. Wie das aussehen sollte, haben wir vor kurzem in unserem Artikel zur Sichtbarkeit bei Recruiter*innen erläutert.
Durch die strukturierte Anwendung von Booleschen Operatoren können wir Profile effizient durchforsten und relevante Talente finden, die zu den offenen Stellen passen. In erster Linie dienen sie dazu, logisch verschiedene Keywords zu kombinieren und damit Suchanfragen zu verfeinern. Das ermöglicht es uns, nicht nur die Anzahl der Ergebnisse zu verringern, sondern auch die Qualität der Suchergebnisse erheblich zu steigern.
Wichtige Boolesche Operatoren
Definition von AND
Der Boolesche Operator „AND“ (und) dient zur Verknüpfung von Suchbegriffen, wobei beide Bedingungen erfüllt sein müssen. Das bedeutet, dass sich die Suchergebnisse nur auf diejenigen Profile beziehen, die alle angegebenen Begriffe enthalten. Zum Beispiel gibt eine Suche nach „Recruiting AND Manager“ nur Ergebnisse aus, die beide Wörter in den Profilen enthalten.
Definition von OR
Der Operator „OR“ (oder) ermöglicht es uns, entweder einen der beiden oder mehrere Begriffe zu suchen. Bei der Nutzung von OR sind Profile relevant, in denen zumindest einer der Begriffe vorkommt. Dies erweitert unsere Suchergebnisse. Ein Beispiel könnte eine Suche nach „Ingenieur OR Entwickler“ sein, die Profile zeigt, die entweder den einen oder den anderen Begriff enthalten.
Definition von NOT
Der „NOT“-Operator (nicht) ermöglicht es uns, Begriffe auszuschließen. Dies ist besonders hilfreich, wenn wir bestimmte Ergebnisse, die irrelevant sind, konsequent umgehen möchten. Zum Beispiel, wenn wir nach „Business Analyst NOT IT“ suchen, schließen wir alle Profile aus, die den Begriff „IT“ enthalten.
Beispiele
Beispiele für AND-Anfragen
Die Anwendung des AND-Operators kann wie folgt aussehen:
- „Softwareentwickler AND Python“: Diese Abfrage liefert Profile, die sowohl „Softwareentwickler“ als auch „Python“ enthalten.
- „Marketing AND Strategie AND Manager“: Hiermit suchen wir gezielt nach Managern im Marketingbereich, die auch Erfahrungen in strategischer Planung haben.
Beispiele für OR-Anfragen
Für den OR-Operator können wir folgende Anfragen gestalten:
- „Designer OR Grafiker“: Diese Suchanfrage liefert alle Profile, die entweder das eine oder das andere oder beide enthalten.
- „Sales OR Vertrieb OR Verkaufsleiter“: Auf diese Weise können wir eine breitere Gruppe von Fachkräften finden, die in Verkaufspositionen arbeiten.
Beispiele für NOT-Anfragen
Die Nutzung des NOT-Operators könnte so aussehen:
- „Entwickler NOT Java“: Hiermit schließen wir spezifisch alle Entwicklerprofile aus, die Java als Programmiersprache angeben.
- „Projektmanager NOT extern“: Diese Anfrage filtert alle externen Projektmanager heraus und fokussiert sich auf interne Kandidat*innen.
Erweiterte Techniken der Booleschen Suche
Verwendung von Anführungszeichen
Die Verwendung von Anführungszeichen ist entscheidend, wenn wir nach einer exakten Wortgruppe bzw. nach einer exakten Bezeichnung suchen. Eine Suche nach „Senior Software Engineer“ findet nur Ergebnisse, die diese spezifische Wortfolge beinhalten. Dies reduziert die Ergebnisse wesentlich und erhöht die Relevanz.
Verwendung von Sternchen
Die Verwendung von Sternchen (*) dient dem genauen Gegenteil der Anführungszeichen, wird aber mindestens genauso häufig genutzt. Gerade heutzutage, wo viele Jobbezeichnungen auf Deutsch und Englisch zu finden sind und ein Bewusstsein für korrekt gegenderte Berufsbezeichnungen vorhanden ist, gewinnt das Sternchen an Bedeutung. Suchen wir beispielsweise nach „Manager“, würde jedes Profil, das als Bezeichnung „Managerin“ enthält, aus der Suche entfallen. Um dies zu verhindern und nicht jedes Mal mit einem AND-Operator beide Bezeichnungen eingeben zu müssen, können wir das Sternchen verwenden, was als Platzhalter oder Wildcard fungiert und nach Manager* suchen. Damit würden beide Begriffe berücksichtigt werden.
Der Operator schließt aber auch alle weiteren Begriffe mit dem Stamm „Manager“ ein, was auch aktiv genutzt werden kann. Suchen wir beispielsweise nach *manager, können Programmmanager, Produktmanager etc. als Ergebnis angezeigt werden.
(WICHTIG: die Funktionsweise der Anführungszeichen und Sternchen kann je nach Plattform und Suchmaske variieren. Es ist also wichtig, sich vorher über die Funktionsweise der Operatoren auf der jeweiligen Plattform zu informieren.)
Anwendung von Klammern
Klammern bieten uns die Möglichkeit, komplexere Suchanfragen zu formulieren. Sie ermöglichen es uns, Gruppen von Begriffen klar zu definieren. Beispielsweise könnten wir eine Anfrage formulieren wie: „(Software OR IT) AND (Manager OR Leiter)“. Hierbei wird zuerst die Gruppe in den Klammern bearbeitet, und es wird dann die Verknüpfung zwischen den Gruppen betrachtet.
Kombination mehrerer Operatoren
Durch die Kombination von mehreren Booleschen Operatoren in einer Suchanfrage können wir sehr präzise Ergebnisse erzielen. Ein Beispiel könnte sein: „(Ingenieur OR Techniker) AND (Automobil OR Maschine) NOT Praktikant“. Dies hilft uns, nur nach erfahrenen Talenten mit den gewünschten Jobtiteln in den beiden Branchen zu suchen.
Tipps und Tricks zur Nutzung
Optimierung von Suchanfragen
Effektive Suchanfragen sind der Schlüssel zu besseren Ergebnissen. Indem wir unsere Anfragen strategisch formulieren und gezielt mit Booleschen Operatoren kombinieren, können wir die Präzision unserer Suchergebnisse erheblich steigern. Wir sollten auch darauf achten, relevante Synonyme und verwandte Begriffe einzubeziehen und beispielsweise verschiedene Bezeichnungen für die gleichen Jobs mitaufzunehmen. Damit wir wie beim oben genannten Beispiel in der Suche nach Vertriebler*innen nicht alle Sales Manager übergehen, sollten mit den Booleschen Operatoren immer alle Titel in die Suche einfließen.
Umgang mit irrelevanten Ergebnissen
Wenn unsere Suchergebnisse viele irrelevante Treffer enthalten, sollten wir unsere Anfrage anpassen, indem wir zusätzliche NOT-Operatoren hinzufügen oder spezifischere Suchbegriffe verwenden. Dies hilft, unsere Ergebnisse zu verfeinern und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, qualitativ hochwertige Profile zu finden.
Vom Spezifischen ins Allgemeine
Während in der Malerei immer erst die groben Formen und Farben geblockt und dann Stück für Stück mehr Details ausgearbeitet werden, sollte die Suche auf Netzwerken wie Xing und LinkedIn genau andersherum laufen.
Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass Kandidat*innen ihre Profile nicht sehr umfangreich füllen und ohne Keywords funktioniert die Suche nicht. Daher starten wir die Suche oft mit sehr umfangreichen und komplexen Suchketten und nutzen nahezu alle Operatoren. Es kommen dann jedoch sehr wenige Ergebnisse. Diese sind dafür aber sehr wahrscheinlich gut gepflegte Profile und entsprechen stark unseren Kriterien. Nach Sichtung der Profile können diese dann beispielsweise als Top-Kandidatinnen vermerkt werden und erhalten besondere Beachtung und Individualismus in der Ansprache.
Danach lockern wir die Kriterien Stück für Stück, um mehr Kandidat*innen zu finden.
Fazit
Boolesche Operatoren klingen im ersten Moment komplizierter als sie sind, und wir hoffen, dass wir mit diesem kurzen Überblick die grundsätzliche Funktionsweise gut darstellen konnten. Es bleibt außer Frage, dass sie für eine gezielte Suche nach passenden Kandidat*innen unabdingbar sind und durch ihre tägliche Relevanz im Recruiting mit Direktansprache beherrscht werden sollten.
Eine gute Verkettung von Operatoren und ein zielgerichtetes Vorgehen vom Spezifischen ins Allgemeine können bereits zwei kleine Optimierungen sein, welche die Suchergebnisse verbessern. Der Rest kommt dann durch die regelmäßige Übung.
Wir bei den TALENTLOTSEN sind Profis in dem Bereich der Direktansprache und haben mit innovativen Methoden einen neuen Weg gefunden, die besten Talente für eine offene Stelle zu identifizieren. Sprechen Sie uns gerne an!
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